In Zeiten zunehmender Krisen und Konflikte möchte diese Studie Orte der Demokratiegeschichte und Momente der Hoffnung auf eine alternative Zukunft aufzeigen. Die Republik Freies Wendland, ein im Mai 1980 von Landwirt*innen und Anwohner*innen in Niedersachsen bei Gorleben gegründetes Protestdorf, wird archäologisch untersucht, um seine Bedeutung über den bloßen Widerstand gegen ein Atommüllendlager hinaus zu verstehen. Das Dorf diente als Ort präfigurativer Politik und als Demonstration für alternatives Gemeinschaftsleben, der Nutzung erneuerbarer Energien und angewandter Basisdemokratie.
Um diesen Protestort des späten 20. Jahrhunderts zu erforschen, werden Ergebnisse aus archäologischen Feldforschungen, der Analyse materieller Kultur, mündlicher Überlieferung und historischen Fotografien in einem quellenübergreifenden Ansatz miteinander verwoben und gegenübergestellt. Durch diesen interdisziplinären Ansatz und der Einbeziehung ehemaliger Teilnehmer*innen des Protestdorfes in den Forschungsprozess werden nicht nur das Alltagsleben, die Infrastruktur und die soziale Dynamik innerhalb des Protestdorfs rekonstruiert, sondern auch neue Quellengattungen, Methoden und neue Wege zur Demokratisierung der Wissensproduktion für die Zeitgeschichtliche Archäologie erschlossen.
Diese archäologische Intervention versucht, die fortwährende Geschichte der Protestkultur und die ungelöste Frage der Zwischen- und Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll aus Atomkraftwerken in den Blick zu rücken. Sie vergegenwärtigt die Bedeutung der Republik Freies Wendland als kulturelles Erbe der Hoffnung.