Van Goghs Malerei vollzieht den Wandel vom traditionellen Verständnis des Bildes als Repräsentation zum Bild als einer amimetischen, eigengesetzlichen Wirklichkeit, der sich äußerst anregend auf den Expressionismus und auf die abstrakte Malerei ausgewirkt hat.
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sein Werk auch zur Entstehung von modernen Dichtungs- und Kunsttheorien beitrug. So wies es Rilke den Weg zur Sachlichkeit des Sagens, Hofmannsthal ermöglichte es ein neues Verständnis von Wirklichkeit, Heidegger unterstützte es bei der Erweiterung und Verwandlung der Metaphysik, während es Jaspers zur Entwicklung seiner künftigen Existenzphilosophie anstieß.
Van Goghs Werk beruht zudem auf einer dynamischen Auffassung von Wirklichkeit, die zum Nachdenken über Normalität und Abweichung provoziert. Rose Ausländer, Artaud und Thomas Kling haben sich davon inspirieren lassen und reflektieren in ihren Texten die vielfältigen Erscheinungsformen des Wahnsinns im 20. Jahrhundert. Der Band erarbeitet die Dichtungs- und Kunsttheorien der genannten sowie weiterer Autoren, er untersucht, wie die ästhetischen Begriffe der Texte und ihr Formenspiel in Resonanz mit van Goghs Bildern treten und zeigt, was dadurch an ihnen auch über das sinnlich Manifeste hinaus sichtbar wird.